Weltfrauentag

Gleichberechtigung im Job: So sieht es aus in Vorständen, bei Gehalt und Karriere

08.03.2022 - Anlässlich des Weltfrauentages zeichnen diverse Studien ein ziemlich düsteres Bild von der Gleichberechtigung der Geschlechter. Positiver Aspekt: Junge Männer mit wenig Berufserfahrung, die in Vollzeit in Großkonzernen arbeiten, in denen maximal ein Viertel der Chefs Frauen sind, finden, dass es aufwärts geht.

von Sebastian Halm

Die Frauenquote in Führungspositionen liegt in Deutschland derzeit bei 24,1 Prozent. Dies zeigt eine anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentags veröffentlichte Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF   von knapp 2,5 Millionen Führungspositionen in 1,2 Millionen Unternehmen. Im März 2021 lag die Quote mit 24,6 Prozent etwas höher.

Bei steigender Unternehmensgröße nimmt der durchschnittliche Anteil von Frauen in Spitzenpositionen kontinuierlich ab und steigt dann bei den Großunternehmen wieder an. Während in kleinen Firmen mit bis zu zehn Mitarbeitern mehr als jede vierte Führungskraft eine Frau ist (27,6 Prozent), sinkt die Chefinnenquote bei 101-bis-500-Mitarbeiter-Unternehmen auf 12,3 Prozent. Bei Großunternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei 16,9 Prozent.

Hinsichtlich der Bonität und Zahlungsfähigkeit sind frauengeführte Unternehmen hingegend führend. Bei Unternehmen mit lediglich Frauen auf Entscheiderebene ist das Insolvenzrisiko niedriger, als bei Unternehmen, die ausschließlich von Männern geführt werden.

Mehrheit der Deutschen sieht Benachteiligung von Frauen im Job

Immer noch müssen Frauen sich im Job stärker beweisen als ihre männlichen Kollegen, um das Gleiche zu erreichen. Dieser Überzeugung ist über die Hälfte der Deutschen (55 Prozent), wie eine repräsentative Umfrage des Jobportals Monster   in Zusammenarbeit mit YouGov   unter 2.048 volljährigen Deutschen anlässlich des Internationalen Weltfrauentags am 8. März ergab.

Nur rund ein Drittel (34 Prozent) antwortete auf die Frage, ob Frauen im Job mehr leisten müssen, um das Gleiche zu erreichen wie Männer, klar mit "Nein". 11 Prozent waren sich nicht sicher oder machten keine Angabe. Unter Frauen ist die Wahrnehmung, im Job benachteiligt zu werden, wesentlich ausgeprägter als bei Männern. Über zwei Drittel (69 Prozent) teilen die Ansicht, mehr leisten zu müssen, um das Gleiche zu erreichen, während das nur 40 Prozent der Männer tun.

Jüngere Generationen, die noch am Beginn ihres Berufslebens stehen, sehen die Situation gegenüber dem Durchschnitt und im Vergleich zu Älteren etwas rosiger. Rund vier von zehn der 18 bis 34-Jährigen glauben nicht, dass Frauen im Job mehr leisten müssen, um das Gleiche zu erreichen. Im Gegensatz dazu spiegeln sich in den älteren Generationen, die bereits länger im Berufsleben stehen, offenbar die eigenen Erfahrungen der vergangenen Jahrzente wider. In der Generation 55+ meinen lediglich knapp drei von zehn (29 Prozent), Frauen müssten nicht mehr leisten, um in ihrer Karriere das gleiche Ergebnis zu erzielen wie Männer.

Interessant ist auch ein Blick auf das Meinungsbild unter Vollzeit- und Teilzeiterwerbstätigen. Teilzeitbeschäftigte sind wesentlich stärker der Auffassung, Frauen müssten im Job mehr leisten, um das Gleiche zu erreichen. 72 Prozent der Arbeitnehmenden mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 8 bis 29 Stunden und nur knapp die Hälfte (48 Prozent) der in Vollzeit Erwerbstätigen stimmen dem zu. Vor dem Hintergrund, dass Frauen fast fünf Mal so häufig in Teilzeit arbeiten wie Männer, ist dieses Ergebnis kaum verwunderlich.

Gleichstellung von Frauen in der deutschen Wirtschaft tritt auf der Stelle

Deutschland hat in den letzten Jahren kaum Fortschritte in der Gleichstellung von Frauen im Wirtschaftsleben gemacht. Dies zeigt eine neue Auswertung des Wirtschaftsforschungs-Institutes Ifo   verschiedener Datenquellen anlässlich des Weltfrauentags.

In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt nach wie vor weniger als Männer. Der Lohnunterschied bei Vollzeitbeschäftigten lag 2019 bei 13,9 Prozent. Damit ist die Lücke in den letzten 20 Jahren zwar kleiner geworden, liegt jedoch noch immer über dem Durschnitt der Industrieländer (12,5 Prozent). Noch höher sei die Lücke unter den Selbstständigen. Hier verdienen Frauen durchschnittlich ein Viertel weniger als Männer.

Unter den Führungspositionen in der Wirtschaft stagniert der Frauenanteil seit 2008 auf etwa einem Viertel. Immerhin - in der zweiten Führungsebene ist der Frauenanteil leicht gestiegen von gut einem Drittel im Jahr 2008 auf 40 Prozent. Bei den Unternehmensgründungen ist der Anteil von Frauen gering. Nur knapp ein Drittel von Gründungen gehen auf Frauen zurück, ein Wert, der seit 2007 stagniert. Zusätzlich waren 2017 gerade einmal 7 Prozent aller ErfinderInnen weiblich. Deutschland sei hier eines der Schlusslichter im Vergleich der Industrieländer.

Die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen ist in den letzten Jahrzehnten leicht gestiegen von 49 Prozent im Jahr 1999 auf 56,8 Prozent in 2020. Damit liegt Deutschland nur knapp über dem Durchschnitt der Industrieländer (51,2 Prozent). Knapp 6 von 10 Frauen in Deutschland arbeiten in Teilzeit, verglichen mit knapp 3 von 10 Männern. Die Teilzeitquote von Frauen ist in Deutschland damit eine der höchsten weltweit. Hier habe sich in den letzten Jahren nur wenig verändert. 2010 arbeiteten 55,5 Prozent der Frauen in Teilzeit.

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