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Criteo: Nicht mehr nur Retargeting

26.09.2012 - Der französischstämmige Online-Werbedienstleister Criteo will künftig auch die Gewinnung von Neukunden ermöglichen - er will dafür die Suchdaten diverser Website-Betreiber nutzen. Gehört Billiger.de dazu?

Der Online-Werbedienstleister Criteo will sich breiter aufstellen und sein Leistungsportfolio erweitern. "Wir wollen künftig auch die Neukundengewinnung anbieten. Es geht uns darum, den gesamten ,Verkaufstrichter` abzubilden", kündigte Vorstandsvorsitzender Greg Coleman exklusiv gegenüber ONEtoONE an. "In der Display-Welt wird aktuell viel Geld verschwendet - das wollen wir ändern", sagt Coleman. "Der Cost-per-Click wird für einen Neukunden natürlich höher sein, trotzdem werden wir effektiver als die bisherigen Display-Anbieter sein." Noch stecke das entsprechende Produkt im "Entwicklungslabor" - "in etwa sechs Monaten wollen wir das Thema dem Markt vorstellen."

Kunden zahlen für den Bannerklick

Criteo ist mit Retargeting groß geworden: die Wiederansprache von Verbrauchern, die schon einmal eine Website aufgerufen haben, aber nichts gekauft haben, über personalisierte Banner. Hat ein Nutzer etwa einen Shop besucht, sich dort bestimmte Artikel angesehen, aber keine Transaktion abgeschlossen, kann die Technologie von Criteo ihm genau diesen Artikel plus weitere, dazu passende, in einem Werbemittel einblenden. Der Dienstleister kauft dafür von Publishern Inventar auf und zweitvermarktet dies mittels einer eigenen Technologie. Die Werbekunden zahlen nur, wenn ein Endkunde auf den Banner klickt.

Bisher war es den Criteo-Kunden nur möglich, User anzusprechen, die bereits in ihrem Shop waren. Macht Coleman seine Ankündigung wahr, so wird dies nicht mehr zwingend notwendig sein. Woher will aber Criteo die dafür notwendigen Informationen über die Kaufinteressen der Nutzer bekommen? Über den größten Datenbestand dürften hier die beiden Web-Giganten Google und Amazon verfügen. Beide stellen diesen jedoch dem Markt nicht zur Verfügung. Google bietet zwar auch Retargeting (unter dem Namen Remarketing) an, sieht aber sogar davon ab, die Daten aus den Eingaben der User in die unternehmenseigene Suchmaschine dafür selbst zu verwenden.

Offenbar will sich Criteo einen größeren Datenbestand zusammenkaufen: "Viele andere Unternehmen besitzen Suchdaten. Es gibt Hunderte von kleinen bis mittleren Websites, die aktuell mit uns Tests durchführen", sagt Coleman, ohne Namen zu nennen. In einer erstaunlichen Gleichzeitigkeit der Ereignisse hat Solute-Geschäftsführer Lorenz Petersen gegenüber ONEtoONE bestätigt: "Wir stellen einem der führenden Retargeting-Anbieter Nutzungsdaten zur Verfügung, damit diese aggregiert und ausgewertet werden können." Solute betreibt das deutsche Portal Billiger.de, über das die Nutzer Preise für Autos, Elektroartikel, Lebensmittel, Reisen, Finanzen und Mode vergleichen können (s. Seite 21 OtO 10/12).

Verwendung von Drittdaten im RTB

[f1]Setzt Criteo die Pläne auch hierzulande um, so wäre dies vermutlich die erste bekannte Verwendung von Drittdaten im "Realtime-Bidding-Advertising" (RTB) in Deutschland. Bei diesem Werbemodell werden Online-Werbekontakte in Echtzeit auf Auktionsbasis verkauft (s. auch OtO 10/12 S. 63). Aktuell ist der Marktanteil Schätzungen zufolge noch sehr niedrig - vermutlich auch, weil die Informationen über die User, die das RTB so interessant machen, noch in zu geringem Maße zur Verfügung stehen. Die Retargeting-Anbieter dürften aktuell der größte Abnehmer von RTB-Inventar sein, weil sie einen "wertvollen" Nutzer mit Kaufinteresse am ehesten identifizieren können. Nun will Criteo offenbar von der Erfahrung in diesem Bereich mit einer Produktportfolioerweiterung profitieren.

Der Versuch einer breiteren Positionierung mag auch eine Reaktion auf zunehmende Konkurrenz im Markt der Retargeting-Anbieter sein. Der Criteo-Mitbewerber My Things etwa wurde von der Deutschen Telekom mit einem Millioneninvestment bei seinem Deutschlandeinstieg unterstützt. Interactive Media, der Online-Vermarkter der Telekom, bietet Retargeting innerhalb des eigenen Inventars nun exklusiv über den israelischen Dienstleister an. Im Sommer 2011 wurde der wie Criteo aus Frankreich stammende Dienstleister Next Performance in Deutschland aktiv. Die Otto Group, zweitgrößter Online-Händler der Welt, versucht seit geraumer Zeit mit Xplosion Interactive einen eigenen Retargeting-Dienstleister aufzubauen. Viele der Konkurrenten bieten auch die Vergütung auf Cost-per-Action oder -Order an - Criteo beharrt auf der Bezahlung nach Klick.

"Dasselbe, was gerade in Deutschland passiert, geschieht auf der ganzen Welt: Der Wettbewerb wird stärker. Wir leiden jedoch nicht darunter", sagt Coleman. "Wir lassen unsere Ergebnisse von unseren Kunden gern mit denen unserer Mitbewerber vergleichen. Die durchschnittliche Klickrate eines Banners im Internet liegt bei 0,06 Prozent. Wir erzielen 0,7 Prozent - da kommt kein anderer heran." 96 Prozent der Kunden, die einmal mit Criteo zusammengearbeitet haben, buchen laut Coleman erneut bei dem Dienstleister.

Das Ergebnis: 2011 hat sich der Umsatz von Criteo im Vergleich zum Vorjahr von 90 auf 200 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Zum Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben. "Wir sind aktuell in 32 Ländern aktiv. Zurzeit wachsen wir am schnellsten
in Japan", sagt Coleman. Stärkster Markt seien die USA, Deutschland befinde sich unter den Top-vier-Ländern, die genaue Position hänge vom jeweiligen Monat und den Ereignissen im Markt ab. "Als Nächstes wollen wir nach China expandieren, aller Wahrscheinlichkeit nach im vierten Quartal dieses Jahres." (re)

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