O N E t o O N E 0 3 / 2 0 2 3 31 Und sie ist nicht zu Ende. Im Herbst wollen Sie die Bilder bei Christie’s versteigern lassen? Ja. Wir hoffen, dass es klappt. Vorher stellen wir sie aber noch einmal in Hamburg aus. Hinz&Kunzt wird ja im November 30 Jahre alt. Auch ein Konzert veranstalten wir im Herbst. Stattfinden wird es in der bekannten Hamburger Location Übel&Gefährlich. Wer auftritt, dürfen wir aber leider noch nicht sagen. Was wird mit dem Erlös aus der Auktion passieren? Den wollen wir dafür einsetzen, um unsere Magazine für die Ver- käufer billiger zu machen. Oder, falls sie genügend Geld einbringt, geben wir sie auch in bestimmten Kontingenten kostenlos in den Vertrieb. Während die Ausstellung lief, hätten wir sicher auch schon ein Drittel der Bilder direkt verkaufen können. Also sind wir zuversichtlich, dass die Auktion ein Erfolg wird. Können Sie das kurz näher erklären: Die VerkäuferInnen kaufen also die Hinz&Kunzt-Ausgaben? Ja, anders als zum Beispiel in München, wo die dortige Straßen- zeitschrift B.I.S.S. mit einem Angestelltenmodell arbeitet, geben wir unser Magazin für 1,10 Euro an die Hinz&KünztlerInnen, wie wir sie nennen, ab. Sie reichen es dann für 2,20 Euro weiter. Wir behandeln die Menschen, die unsere Zeitschrift verkaufen, als Partner, und hoffen natürlich, dass ihnen dies hilft. Manche Ver- käuferInnen nehmen uns zehn Hefte pro Ausgabe ab, manche kommen zwei Mal im Monat und nehmen 60 Hefte mit, andere nur vier. Zum Start bekommt jeder und jede zehn Ausgaben geschenkt. Im Moment haben wir 530 VerkäuferInnen, unsere Auflage beträgt 50.000 Stück, im Dezember bis zu 90.000 Stück. Wir verkaufen in der gesamten Metropolregion, die reicht bis zu 75 Kilometer weit weg von Hamburg. Eine Besonderheit ist auch unser Vertriebsmodell. Unsere VerkäuferInnen gehen nur in seltenen Ausnahmefällen in die Gastronomie, 99 Prozent stehen vor Supermärkten und Drogerien. Diese festen Standplätze, die wir vorher mit der Filialleitung abgesprochen haben, geben den Hinz&KünztlerInnen die Chance, Kontakte zu den wiederkehrenden Menschen, die hier einkaufen, aufzubauen. Dadurch entstehen soziale Kontakte und Brücken zwischen Personen, die im Alltag sonst nichts miteinander zu tun hätten. Vereinzelt sind dadurch sogar schon Wohnmöglichkeiten vermittelt worden. An Bekanntheit dürfte es Ihrer Zeitschrift also nicht fehlen? Nein, tatsächlich. Deshalb haben wir die Aktion auch nicht gemacht. 90 Prozent der HamburgerInnen kennen uns. Aber „The Homeless Gallery“ hat auf unser Image eingezahlt als jemand, der sich aktiv mit Obdachlosen beschäftigt, sich um sie kümmert, Lobbyarbeit leistet und so ihre Leben zu verbessern sucht. Die Aktion hat viel dafür getan, um auf die schreckliche Situation der viel zu vielen Obdachlosen in Hamburg aufmerksam zu machen. Hoffentlich kaufen jetzt wieder mehr Menschen ein Straßenmagazin, und sind solidarisch, wenn sie jemanden sehen, der auf der Straße lebt. Das Gespräch führte Christian Gehl Anzeige Alles schneller. Alles anders. Alles KI. Warum wir jetzt „natürliche Intelligenz“ brauchen. Inflation, ein zunehmender Mangel an Fachkräften, KI-basierte Tools, die immer „kreativer“ werden: Es sind keine einfachen Zeiten für unsere Branche. Umso wichtiger ist es, dass sich Agenturen gerade jetzt auf Faktoren besinnen, die schon immer erfolgverspre- chend waren und es auch zukünftig sein werden: Human. Intelligence. Communication. Nach zwei Jahren Pandemie, Lockdowns und Homeoffice scheinen die Zeichen endlich wieder auf Normalbetrieb zu stehen. Klar ist aber: Auch 2023 werden wir mit zunehmendem Wettbewerb, personellen und technologischen Herausforderungen konfrontiert sein. Müssen wir KI-basierte Tools fürchten? Das sicher nicht. Was wir aber tun müssen, ist lernen, damit umzugehen: Für eine effizientere Gestaltung unserer Arbeit und im Sinne unserer Kunden. Denn auch wenn diese Tools viele Möglichkeiten bieten: Damit sie sich entfalten können, brauchen wir ein hohes Maß an menschlicher Intelligenz bei ihrer Nutzung. Genau diese Form „natürlicher Intelligenz“ ist auch beim Thema Fach- kräftemangel gefragt, speziell in Hinblick auf die „Gen Z“. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass sie mit anderen Erwartungen ins Arbeitsleben eintritt: „Work-Life-Balance“ statt Nacht- und Wochenend- schichten, vegane Bowls statt Currywurst und ein neues Verständnis von Nachhaltigkeit und Diversität. Das kann man belächeln oder be- klagen. Mit Blick auf die Zukunft unserer Branche scheint es aber intelligenter, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich auch diese Generation wohlfühlt: mit Möglichkeiten zur Einflussnahme, persönli- chen und fachlichen Weiterbildung, Wertschätzung und Empathie. Und vielleicht auch mit dem Bewusstsein, dass sich seit der Antike noch jede Generation über die nachfolgende beklagt hat. Menschliche Qualitäten wie Empathie, Wertschätzung und Partner- schaftlichkeit zählen natürlich auch im Umgang mit unseren Kunden und bei unserem kreativen Produkt. Gerade in Kundenbeziehungen stellen wir immer wieder fest, dass ein persönliches Gespräch oft mehr bringt als 20 E-Mails zum gleichen Thema. Und was ist mit unserer kreativen Arbeit? Die so wichtige kundenin- dividuelle Kommunikation kann nur mit einem tiefen Verständnis der Zielgruppe und einem echten Bauchgefühl kreativ umgesetzt werden. Dabei sollten wir nicht nur auf Daten und Fakten, Automatisierung und Algorithmen vertrauen, sondern auch auf die Erfahrung und Intuition des kreativen Teams. Nur so können Kampagnen entstehen, die zu den Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppe passen und sie auch emotional ansprechen. Jahns and Friends, Agentur für Dialogmarketing und Werbung AG Heerdter Sandberg 32 40549 Düsseldorf Tel.: +49 211 55962 0 Fax: +49 211 55962 49 E-Mail: hello@jahnsandfriends.de