O N E t o O N E 0 4 / 2 0 2 4 15 begriffen durch das Zalando-Sortiment navigieren und den Kontext ihrer Suche teilen, was den Prozess intuitiver und natürlicher macht.“ Im Vergleich zum Suchfeld, wo Interessierte bisher Schlag- worte eingaben – in Mayas Fall etwa „Kleid rot“ oder „rotes Kleid“ – sind nun komplexe Anfragen möglich. Im Durch- schnitt sind die Anfragen an den Assistenten drei Mal so lang, gemessen an der Anzahl der Zeichen, wie die Anfragen in der Suchleiste. Das führt man beim Modehändler nicht nur auf ein verändertes Nutzerverhalten zurück. Es gibt auch grundsätzlich den Trend, nicht nur schnell ein gesuchtes Teil zu finden, sondern allgemein Mode zu entdecken. Seit die Beta-Version des Angebots in Deutschland, Österreich, Großbritannien und Irland gestartet ist, werde der Assistent auch genutzt, um Gespräche zu führen, so Kucharski. Der digitale Assistent sei also kein Ersatz für die herkömmliche Suche, sondern diene dazu, „komplexe Fragen zu stellen und um Rat zu bitten“, beobachtet der Zalando-Manager. Eine ähnliche Kommunikation – zwischen KundInnen und Be- raterInnen – war zuvor nur im stationären Handel möglich. Natürlich passieren in der Praxis noch Pannen. Nachdem Maya ihr Maximalbudget von 80 Euro genannt hat, mel- det sich der Bot zunächst nicht mehr zurück. Ob er jetzt beleidigt ist? Als Maya nach einigen Minuten nachhakt, zeigt er erneut kostspieligere Varianten. Vorgewarnt war sie allerdings: „Ich bin in der Beta-Phase, ich lerne also noch!“, bat der künstliche Einkaufsberater gleich zu Beginn des Gesprächs um Nachsicht. Wer kann da schon böse sein? So hilft der Zalando-Bot 1. Allein suchen war gestern: Während gute Be- ratung im Einzelhandel der Standard ist, erhalten Online-Portale dank der generativen KI endlich die Möglichkeit, nachzuziehen. Statt ihre KundInnen mit den Transaktionen stets allein zu lassen, können E- Commerce-Betreiber nun aktiv bei der Suche helfen und für Entertainment sorgen. 2. Verfeinerte Suche: Konnte bisher nur mittels Schlag- worten wie etwa „rotes Kleid“ gesucht werden, haben KundInnen nun die Möglichkeit, zu spezifizieren, in welchem Stil das Kleid gehalten sein soll und in wel- cher Preisspanne. 3. Vorschläge erhalten: Gibt es neue Kollektionen oder brandneue Trends, werden diese vom Bot an die KundInnnen je nach ihren Vorlieben weitergegeben. Nicht nur technisch will sich der KI-Assistent verbessern, sondern er soll mit der Zeit auch den individuellen Mo- degeschmack immer besser treffen. Im Gespräch können Kundinnen jederzeit Rückmeldung geben, ob ihnen die Vorschläge gefallen oder nicht und um Alternativen bitten. Feedback ist dabei auf verschiedene Weise möglich. So kann man dem Assistenten im Gespräch sofort entgegnen, ob einem die Vorschläge gefallen oder ihn direkt darum bitten, diese zu verfeinern. Dazu genügt etwa der kurze Hinweis: Unterhaltungen mit dem Zalando-Chatbot nähern sich rein menschli- chen Kommunikationsformen immer mehr an: Nachfragen, komplexe Sätze und Bezüge auf vorherige Anfragen sind zusehends möglich. „Kannst du mir lieber etwas Blaues zeigen?“ Neben dem Feedback in Textform haben Kundinnen aber auch die Daumen-nach-oben-Option für hilfreiche Ratschläge. Oder sie drücken auf „Daumen nach unten“. „Dadurch lernen wir, an welchen Stellen wir den Assistenten noch optimieren müssen. Durch das Feedback können wir den Assistenten optimal an die Bedürfnisse anpassen“, so Kurcharski. Auf diese Weise entwickelt Zalando den Assistenten ständig weiter. „Wir wollen verstehen, wie KundInnen mit dem Assistenten interagieren und wie wir seine Funktionen am besten verfeinern können“, erklärt Kucharski. So lasse sich auf der Grundlage des Feedbacks bestimmen, welche Funktionen hinzugefügt werden müssten, um den größten Nutzen zu schaffen. Ein Beispiel: Während eine frühe Version des Assistenten nicht immer in der Lage war, sich auf einen bestimmten Punkt der Konversation zu beziehen, etwa wenn eine Kun- din sagte: „Ich mag den zweiten Artikel, der mir gezeigt wurde, kannst du mir diesen in verschiedenen Farben zeigen?“, wusste der Assistent nicht, welcher Artikel der präsentierten Option Artikel Nummer zwei war. Die Antwort fiel daher auch nicht zufriedenstellend aus, so der Zalando- Sprecher: „Dies ist eine der ersten Verbesserungen, die wir auf der Grundlage der Rückmeldungen unserer KundInnen vorgenommen haben.“ Für die Zukunft steht auf der Agenda, das Einkaufserlebnis noch angenehmer zu gestalten. „Hier stehen wir erst am Anfang unserer Entdeckungsreise“, beschreibt es Tian Su, Vice President Personalization and Recommendation bei Zalando, in einem Blogbeitrag. Ziel sei es, die KundInnen noch besser kennenzulernen und herauszufinden, was sie mögen und welche Funktionen wirklich helfen. „Wir sehen schon jetzt, dass unsere KundInnen den Assistenten gern nutzen, um Outfits für besondere Anlässe zu finden“, stellt Su fest. „Andere sind auf der Suche nach Modetipps oder Inspiration.“ Einige beschreiben sogar ein spezielles Gefühl, wenn sie per KI gefundene Kleidung tragen. Für Zalando steht fest, dass die Käuferschaft auf die neue Art des Entertain- ments anspringt. Neue Features sollen das Interesse daher weiter anfachen: Mit dem kürzlich gestarteten Trend-Spotter kann der KI-Assistent zeigen, welche Styles und Artikel in der Modewelt gerade „en vogue“ sind. (Irmela Schwab)