12 O N E t o O N E 0 3 / 2 0 2 4 TikTok: So gelingt der perfekt unperfekte Auftritt Bei TikTok geht es ums Mitmachen, nicht ums Zuschauen. Daher spielen Interaktion und Austausch eine entschei- dende Rolle. So gelingt´s: 1. Um sich auf dem jungen Social-Media-Kanal erfolg- reich zu positionieren, schlüpfen Marken am besten in die CreatorInnen-Rolle. 2. Auch können sie mit CreatorInnen zusammenarbeiten, die wissen, was für die TikTok-Community relevant ist. Denn die Community merkt, wenn Inhalte extra für Tik- Tok kreiert wurden und belohnt dies mit einer erhöhten Werbeerinnerung. InfluencerInnen heben laut TikToks internen Analysen das Erinnerungspotenzial nativer Inhalte noch mal um 27 Prozent an. 3. Entscheidend ist, bei Interaktion und Austausch mit der Community auf Augenhöhe zu kommunizieren und nicht Top-Down. So gelingt es, eine wertschätzende und dauerhafte Beziehung zur Community aufzubauen, die auf der Plattform Neues entdecken möchte – von Inhalten über Trends bis hin zu Produkten. 4. Die Faustregeln für die Videoproduktion lauten: • Alle Videos sollten ausschließlich vertikal gefilmt werden. • Es gilt, sich kurz zu fassen und Wichtiges lieber an den Anfang zu stellen, denn bereits die ersten Se- kunden zählen. • Ein starker Aufhänger und Titelkarten können hel- fen, die Aufmerksamkeit der ZuschauerInnen zu ge- winnen. Zudem können Fragen, Infografiken, Jump Cuts, Sounds, die Greenscreen-Funktion oder andere Effekte genutzt werden. • Wer ein globales Publikum erreichen möchte, sollte dazu englische Untertitel verwenden. Da jedes Video für sich steht, wenn es im TikTok „Für dich”-Feed erscheint, ist es außerdem wichtig, klar zu zeigen, worum es geht. • Das Ende einer Geschichte als Anfang, mehrere par- allele Handlungsstränge, fiktive Berühmtheiten, in- novative Narrative. Quelle: TikTok/OnetoOne Strategie vier: Employer Branding – Bei der Volksbank Hessen macht selbst der Vorstandssprecher mit Seriös auf Linkedin, flapsig auf TikTok: Die Volksbank Mittelhessen zieht über ihr Employer Branding auf dem Videokanal junge BewerberInnen an. Ob das auch am Vor- standssprecher liegt? Einen Cocktail in der Hand und Gurkenscheiben im Ge- sicht – so sitzen die MitarbeiterInnen der Volksbank Hessen chillig in der Sonne, als der Chef anruft und sich erkundigt, wann sie mal wieder ins Büro kommen. Das TikTok-Video zum Thema Gleitzeit wurde millionenfach aufgerufen. Be- sonders cool finden die FollowerInnen der Bank aus Gießen, dass der Vorstandssprecher in mehreren Episoden auf dem TikTok-Account @vbmittelhessen auch selbst mitmacht. Einmal schlägt er seinen jungen Kolleg-Innen sogar vor, gemeinsam einen trinken zu gehen. Da will doch jeder gern arbeiten, oder? Diesen Impuls will die Bank wecken. „Über unseren TikTok- Kanal gelingt es uns, junge Leute auf eine unterhaltsame Weise anzusprechen und mit dem angestaubten Image von geldzählenden Bankern in Nadelstreifenanzügen aufzuräu- men", sagt Nina Bernhammer, Teamleiterin Vorstandsstab bei der Volksbank Mittelhessen. Als Feedback erhält die Bank Kommentare wie „ihr seid echt sympathisch" oder „kann ich bei euch anfangen?" und Anfragen, ob und wie man sich bewerben kann. Tatsächlich lassen sich viele BewerberInnen von Social Media inspirieren. So geben internen Zahlen zufolge 80 Prozent der jungen BewerberInnen bei ihren Vorstellungs- gesprächen an, dass sie die Bank über Social Media, ins- besondere auf TikTok, registriert haben. Auf dem Kanal konnte die Bank aus Gießen schnell die nötige Reichweite aufbauen, wie sie in einer Mitteilung kommuniziert: „Was auf etablierten Kanälen wie Facebook und Instagram Jahre dauerte, gelang auf TikTok innerhalb von vier Wochen." Mit einfachsten Mitteln sei es gelungen, die Anzahl der Follo- werInnen auf heute 43.000 zu steigern und dabei täglich neue hinzuzugewinnen. „Auf TikTok erreichen wir insbe- sondere junge Menschen bis Mitte zwanzig, die Facebook und Instagram oft gar nicht mehr oder nur selten nutzen", sagt Bernhammer. Bevor sich die Volksbank als eines der ersten Unterneh- men im Finanzsektor im Juni 2020 bei TikTok präsentierte, stellte sich intern die Frage: „Wer versteht die Zielgruppe am besten und wie erzeugen wir Content, der begeistert?", erzählt Bernhammer. Die Wahl fiel auf die Azubis, die den Kanal selbst aktiv nutzen, die Trends kennen und Teil der Zielgruppe sind. „Azubis, die Lust hatten, bei der Erstellung von TikToks mitzuwirken, konnten sich intern bewerben. Sie wurden mit der erforderlichen Technik ausgestattet und bekamen eine sehr hohe Gestaltungsfreiheit", beschreibt die Teamleiterin. Und spätestens als der Vorstandssprecher dann auch noch selbst in einem Video auftrat, war die ganze Bank im TikTok-Fieber: Aus mehreren Abteilungen meldeten sich Mitarbeitende, um Ideen einzubringen oder selbst mitzuwirken. Die Social-Media-Abteilung hilft dabei, den Content zu sichten und zu überprüfen. Dabei kümmert sie sich auch um die weiteren Kanäle wie Facebook, Instagram und Linkedin. „Je Kanal achten wir auf eine zielgruppen- gerechte Darstellung und ein entsprechendes Wording",