30 O N E t o O N E 0 6 / 2 0 2 3 den unterschiedlichen Bildern von Backwaren und Anschreiben versehen. Bei den rund 370 Bäckereien, die Kalender in einer Gesamtauf lage von 76.000 Stück bestellen, ein nicht zu unter- schätzender Aufwand, der noch dazu sehr fehleranfällig war. Daneben bescherte auch die Auftragsabwicklung große Arbeit. Jährlich erhalten rund 1.200 Bäckereien das Angebot, einen Ka- lender zu bestellen. In der Regel ergibt sich laut Kyburz daraus ein Rücklauf von 31 Prozent. Noch bis vor einigen Jahren haben zwei Vertriebsmitarbeiter jede der Bestellungen per Hand erfasst und bei den Bäckerei-InhaberInnen, die sie aufgrund der langjährig gewachsenen Beziehungen gut kannten, persönlich nach ihren Wünschen nachgefragt. Dieses Prozedere wurde spätestens dann zu umständlich, als die beiden Mitarbeiter in den Ruhestand gin- gen – mitsamt ihrem umfassenden Wissen rund um die Abläufe. Damit war es höchste Zeit, den Bestell- und Produktionsprozess in eine neue Welt zu überführen. Heute erledigt die Kundenakquise das angeschlossene CRM- System. Jeder Kyburz-Mitarbeiter kann jederzeit einsehen, wer bestellt und wer bereits bezahlt hat. Wer sich noch nicht rück- gemeldet hat, erhält ein Nachfassmailing. Ist der Bestellvorgang erledigt, folgt die Produktion: Nachdem die Auftraggeber aus den Bäckereien den Kalender als digitales PDF geprüft und frei- gegeben haben, geht er in den personalisierten Digitaldruck. Das CRM-Tool führt die Schritte selbsttätig aus. Bei den Bäckereien liegen die Kalender häufig auf dem Tresen aus. Besonders die Familien greifen zu. Zwar gehört der Kalender einer anderen Ära an, in der er mit seinen Terminanzeigen, Tipps und Rezepten durchaus half, eine Familie zu managen. Heute übernimmt das Handy viele dieser Aufgaben. Was es aber nicht kann: Es ziert weder die Wand, noch liefert es durch seine Präsenz in der Küche neue Impulse und Denkanstöße. Viele KundInnen haben sich der Druckerei zufolge daher an das jährliche Geschenk gewöhnt, mit dem sie der Bäcker durch ein neues Jahr begleitet. Sport 2000: Gamification als Treiber von Kundenbesuchen Wer kauft, wird belohnt – das ist die Devise beim Schweizer Händler-Netzwerk Sport 2000. Wenn die Ware bezahlt ist, reicht der Verkäufer im Sportfachgeschäft seinen KundInnen neben der Quittung auch noch ein Gewinnspiellos. An welche KundInnen der Händler das Los verteilt, bleibt ihm selbst überlassen. Manche übergeben das Gewinnspiel zum Bei- spiel ausschließlich an KundInnen, die einen bestimmten Geldbe- trag ausgegeben haben. Das Spiel selbst funktioniert nach dem Zufallsprinzip: KundInnen ziehen entweder eine Niete, die mit einem tröstenden Spruch versehen ist, oder einen Sofortgewinn, der aus einem Wertgutschein, einem Getränk oder einer Schoko- lade bestehen kann. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, über den Scan eines im Los abgebildeten QR-Codes, einen Hauptgewinn zu ergattern. Dieser kann beispielsweise ein Saisonabonnement für ein Skigebiet sein. Während Gewinnspiele früher, mit der alten Druck-Technologie, erst ab einer Million Exemplare wirtschaftlich waren, erfolgt die Produktion heute problemlos auch mit kleineren Stückzahlen. Eine wichtige Voraussetzung, um bestimmte Segmente und Kunden- bedürfnisse zu bedienen. Pro Jahr produziert die Druckerei Kyburz bis zu 53.000 Lose für rund 150 verschiedene Sportgeschäfte. Jeder Händler ist auf dem vierseitigen Gewinnlos mit Namen und Adressen versehen, zusätzlich ist der jeweilige Titelsponsor aufgedruckt: Das sind Marken wie Head, Salomon, K2 oder Stöckli. Übrigens: Kein Los kommt zweimal vor, jedes ist ein Unikat. Eine große Herausforderung für die Druckerei. Ein Kinderspiel für Programmatic Printing, bei dem alle Daten strukturiert in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Ob und wie sehr das personalisierte Los auf die Kundenbindung einzahlt, darüber hat die Druckerei Kyburz keinen Einblick. Jeder Händler muss die Werbewirkung seiner Lose letztlich selbst tra- cken, heißt es aus dem Unternehmen. Eines ist jedoch gewiss: Je höher die Kundenfrequenz, desto höher der Umsatz: KundInnen, die das Los zusammen mit ihren Einkäufen zuhause auspacken und womöglich einen der Sofortgewinne erhalten haben, kom- men wieder, um sich das Geschenk abzuholen. Für den Händler zahlt sich die Marketingstrategie aus, Kun- dInnen mit Gamification in den Laden zu holen. Statt seinen Kunden nur eine Werbebotschaft vorzusetzen, involviert er sie in ein Spiel. Damit setzt sich das Sportgeschäft außerdem von den Wettbewerbern ab. (Irmela Schwab) Über die Druckerei Kyburz Die Schweizer Druckerei Kyburz, 1972 in Dielsdorf bei Zürich gegründet, wird in der zweiten Generation als Familienbetrieb geführt. Das Unternehmen mit seinen rund 130 Mitarbeitern ist insbesondere auf die Anforderungen des Direct Marketings spezialisiert. Mailings, Prospekte und Lotterie-Lose gehören zum Hauptgeschäft. Gerade im Direct Marketing haben sich die Ansprüche in den vergangenen Jahren jedoch rapide gewandelt: Der Markt fordert die Verarbeitung von sinkende Druckauflagen bei steigendem Anspruch an die variable Datenverarbeitung und Individalisie- rung, kürzere Produktionsvorläufe, flexiblere Verarbeitung – und dazu nach wie vor höchster Druckqualität. Um diesen Ansprüchen genügen zu können, setzt Kyburz auf eine durchgängig digitale Druckvorstufe, modernste Inkjet-Ma- schinen (Canon ProStream 1800) und Postprocessing (Creasing, Perforating, Die-Cutting, Gluing, Varnishing , Folding, Cutting). Kyburz ist damit in der Lage, hochindividuelle Druckerzeug- nisse zu erstellen, die von der von der ersten bis zur letzten Seite individualisiert sein können. Das Highspeed-Inkjet-Verfahren benötigt keine Druckplatten mehr. Jede gedruckte Seite wird digital erzeugt. Zugleich ermöglichen die modernen Maschinen Geschwindigkeiten, die einen wirtschaftlichen Betrieb auch bei hohen Auflagen ermöglichen und senken die Vorlaufzeiten, die in der Vergangenheit für Repro und Herstellung der Druckplatten erforderlich waren. Qualitativ bewegen sich die Maschinen auf einem Niveau, das sich kaum von einem hochwertigen Offset-Druck unterschei- det. Mit den minderwertigen schwarz-weiß Eindrucken, die in der Vergangenheit oft zur Personalisierung von Drucksachen verwendet wurden, haben die heutigen Verfahren nichts mehr zu tun.