Zeitung 2.0 durch User Generated Content

von Gastbeitrag

"Durch den Strukturwandel der Zeitungsbranche wird die Profilierung über lokale Inhalte für Zeitungsverlage strategisch noch wichtiger", meint Dr. Martin Huber. Der Gründer und Geschäftsführer von Myheimat.de erläutert seine These in einem Gastbeitrag für ONEtoONE.

Durch schwindende Werbeeinnahmen und wachsende Akzeptanz des Internets sind die Zeiten für traditionelle Druckerzeugnisse alles andere als einfach. Mit seiner zunehmenden Benutzerfreundlichkeit und dem enormen Angebot an Inhalten wurde das Internet in den vergangenen Jahren häufig von den traditionellen Printprodukten als direkte Konkurrenz gewertet, wobei der eigene Internetauftritt unumgänglich war. Gleichzeitig wurde nach Wegen gesucht, Leser zu binden. Sicher ist nur, dass viele Verlagshäuser gezwungen sind umzudenken und schnell zu handeln, um ihre Zukunft zu sichern. Laut dem renommierten Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos wird die Anzahl der verkauften deutschsprachigen Tageszeitungen im Jahr 2010 erstmals weniger als 20 Millionen Exemplare pro Tag betragen.

Kernkompetenz "Lokales" stärken

In der Veröffentlichung von Themen mit lokalem und regionalem Bezug liegt die Kernkompetenz der Zeitung. In einer sich immer rasanter verändernden Welt schaffen sublokale Inhalte Identifikation und Zugehörigkeit, da sie an das direkte Lebensumfeld der Menschen anknüpfen. Die ZMG Studie "Zeitungsqualitäten 2009" zeigt, dass der Lokalteil zu den wichtigsten, am meisten gelesenen Ressorts innerhalb der Zeitung gehört. 82 Prozent der befragten Bundesbürger halten die Zeitung zur Information über den eigenen Wohnort und die nähere Umgebung für "unverzichtbar", weitere 15 Prozent zumindest für sinnvoll. Mit großem Abstand folgen das Internet (55), der lokale Hörfunk (49) sowie kostenlose Anzeigenblätter (39 Prozent).

Durch den Strukturwandel der Zeitungsbranche wird die Profilierung über lokale Inhalte für Zeitungsverlage strategisch noch wichtiger. Als etablierte Anbieter für Informationen aus der Region können sie nur dann weiterhin die erste Anlaufstelle für Leser bleiben, wenn sie ihr Spektrum an lokalen und sublokalen Inhalten ausbauen. Eine Chance für Verlage besteht dabei darin, Bürger als Informationsquelle für lokale und sublokale Inhalte einzubinden.

Parallel zum Angebot der Zeitungen existierende Initiativen wie Blogs, Wikis oder Empfehlungsplattformen erfreuen sich bereits immer größerer Beliebtheit: Hier können die Menschen selbst aktiv werden und Lücken im Informationsangebot schließen. Um diese Vielfalt an Inhalten wirtschaftlich und schnell für sich zu erschließen, müssen Verlage frühzeitig die neuen Möglichkeiten des Internets aufgreifen und nutzen.

Eine gelungene Umsetzung findet sich bei der Oberhessischen Presse: Neben den professionell recherchierten und geschriebenen Artikeln aus dem Einzugsgebiet der Zeitung gibt es die Möglichkeit für Nutzer, "Nachbarschaftsnews aus Ihrem Ort" zu veröffentlichen oder diese Artikel zu kommentieren und diskutieren. Unter dem aus dem Englischen übernommenen Begriff "Process Journalism" werden Nachrichten und Geschichten von ihrem Start weg dynamisch weiterentwickelt - unter Einbezug von Beiträgen von Redakteuren und Nutzern und dem Feedback der Leser. Der Leser kann so am medialen Entstehungsprozess partipizipieren und eine ergänzende Recherchequelle für die Redakteure darstellen.

Die Zukunft heißt "hyperlokal"

Das Potential im Bereich hyperlokale Inhalte und der Trend hin zu einem Angebot für Leser von Lesern aus und über ihre direkte Nachbarschaft zeigt auch der neueste Einkauf von AOL: Im Juni dieses Jahres erwarb der Online-Anbieter den Lokalnachrichtendienst Patch. Die Plattform kombiniert von professionellen Journalisten verfasste Lokalberichterstattung mit Beiträgen von Hobbyautoren.

Langsam nimmt die öffentliche Diskussion über die Konkurrenz zwischen Druck und Online, Hobbyautor und professionellem Journalismus ab. Nur durch eine Symbiose von Web und Print und mittels eines mitmach-orientierten Ansatzes ist es möglich, zu einer Ebene durchzudringen, die unterhalb dessen liegt, was eine klassisch arbeitende Zeitung leisten kann.

Zum Autor

Mit der Gründung eines Stadtmagazins startete Martin Huber 1994 in die Medienbranche und baute das Geschäft in der Folge zu einem Verlag mit 18 regionalen Stadtmagazinen aus. 2001 koordinierte er den Aufbau des CDTM an der TU München und leitete dort ein Industrieprojekt zur Entwicklung mobiler 3G-Services. Seit 2005 ist er Geschäftsführer von Myheimat Deutschland sowie der Gogol Medien GmbH & Co. KG.

Martin Huber hat einen Abschluss als Dipl. Ing. der TU München, studierte an der MIT Sloan School of Management, promovierte im Fachbereich Betriebswirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und gibt regelmäßig als Industry Lecturer Kurse am CDTM.

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