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Freiraum

The never ending Dieselgate

17.11.2015 - Die Krisen-PR von Volkswagen kommt nicht aus der Krise und macht die Marke VW zum Gespött. Ein Freiraum-Beitrag von Klaus Weise, Geschäftsführer Serviceplan Public Relations.

Von "schlimmen Fehler einiger weniger" hatte der Ex-VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn gesprochen, als er sich Mitte September erstmals zu Dieselgate äußerte. Mit den schlimmen Fehlern lag Winterkorn zweifellos ziemlich gut. An die Theorie "einiger wenige" dagegen mag man als Beobachter der Affäre immer weniger glauben. Immer neue Verfehlungen werden öffentlich. Mal stellt sich heraus, dass weitere Dieselmotorenreihen betroffen sind, dann wird zugegeben, dass auch die Abgaswerte von Autos der Konzerntöchter Škoda und Porsche gefaket wurden. Und dann kam ans Licht, dass weitere 800.000 verkaufte Autos "Unregelmäßigkeiten" beim tatsächlichen Verbrauch und den tatsächlichen CO2-Werten aufweisen. Betroffen sind auch Benzinmotoren. Und zwar ausgerechnet die, die unter dem Label "Blue Motion" als besonders sparsam und damit umweltfreundlich vermarktet wurden. Nimmt die Flut der schlechten Nachrichten für VW gar kein Ende?

Von außen betrachtet, wirkt das Kommunikationsverhalten des Wolfsburger Konzerns wie die typische sogenannte Salamitaktik. Zugegeben wird immer nur das, was sowieso schon publik ist. Alles andere wird verschwiegen, ganz in der Hoffnung, dass es keiner bemerkt und bald alles wieder gut, weil vergessen ist. In der Geschichte der Krisen-PR hat die Salamitaktik nur selten funktioniert. In Zeiten von Internet, E-Mails und Wikileaks ist die Salamitaktik mittlerweile ähnlich erfolgsversprechend wie der Einsatz von Postkutschen in der modernen Logistik. Das weiß man auch in Wolfsburg. Offensichtlich liegt das Problem bei VW auch darin, dass niemand das gesamte Ausmaß der Manipulationen kennt. Und dass deshalb auch niemand in der Lage ist, kommunikativ reinen Tisch zu machen. Dies mag teilweise der Komplexität eines international agierenden Industrieriesen geschuldet sein. Es wirft aber auch kein gutes Licht auf die Führungsriege des Konzerns. Die verspätete Entschuldigungsanzeige und sonst "Augen zu und durch" wird auf Dauer nicht reichen, um die Reputation von VW wiederherzustellen.

So bleibt die einst stolze Automarke weiter Spielball der öffentlichen Debatte und liefert die Vorlage für Hohn und Spott. Vom Bundesverkehrsminister über Umweltorganisationen bis hin zur werbetreibenden Wirtschaft profilieren sich Interessensgruppen und Unternehmen auf Kosten von VW. Greenpeace beispielsweise nutzte die Steilvorlage und postete auf Facebook ein Motiv mit einer Darth-Vader-Maske, um an seine beinahe schon legendäre "Dark-Side"-Kampagne aus dem Jahr 2011 zu erinnern. Schon damals hatte die Umweltorganisation Volkswagen wegen des hohen CO2-Ausstoßes seiner Fahrzeuge hart, aber hoch kreativ attackiert.

Erspart bleibt VW immerhin der Spott von Sixt und Mytaxi. Normalerweise marschieren diese Marken gerne vorne weg, wenn es darum geht, aktualitätsgetriebenen Spott auf Facebook und Twitter zu verbreiten oder mit Plakaten die Nation zu erheitern. In Sachen Dieselgate halten sich beide Unternehmen ungewohnt zurück. Nachvollziehbar, schließlich würde man irgendwie ja auch das eigene Nest beschmutzen, wenn man die Wolfsburger durch den Kakao ziehen würde. Vom Betrugsskandal inspiriert dagegen zeigt sich die Wäschemarke Mey, die auf Dieselgate anspielend für ihre Push-up-BHs warb, mit denen ja auch geschummelt werden könne.

Wenn es dann doch irgendeine gute Nachricht aus Wolfsburg gibt, dann diese: Die Absatzzahlen sind bisher von dem Skandal unberührt. Die Stärke der Marke überstrahlt den Skandal. Die Frage ist aber, wie lange dies noch so ist. Irgendwann ist auch das Wohlwollen der Autokäufer am Ende.

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