23.12.2010 - In der Fulfillment-Branche ist eigentlich immer etwas los. Es wird nur nicht so viel Aufhebens darum gemacht wie beispielsweise in der Agentur- und in der Online-Welt. Längst sind Fulfillment-Dienstleister weit mehr, als der englische Ursprung des Begriffs "to fulfill" (ausführen, auffüllen, erfüllen) vermuten lässt. Die einstigen "Erfüllungsgehilfen" des Handels kümmern sich nicht nur um Wareneingang inklusive Kontrolle, Lagerung, Konfektionierung, Versand und Rechnungsstellung, sondern auch um Marketing und Vertrieb. Und das mit Erfolg. Von Martin Teschke
"Der E-Commerce wächst in Deutschland und Europa jährlich um acht bis zehn Prozent", sagt etwa Netrada-CEO Joachim Reinhard. "Im Fashion-E-Commerce ist das Potenzial sogar noch größer. Und dieses Wachstum kommt auch im Fulfillment an." Netrada will diese Entwicklung nutzen und 2011 kräftig investieren. Reinhard: "Zur Erweiterung unseres Geschäfts außerhalb Europas übernehmen wir in Kürze mehrheitlich den US-amerikanischen E-Commerce-Dienstleister Filltek und firmieren ihn in Netrada North America um." 2011 will Netrada über eine Partnerschaft zusätzlich in den chinesischen Markt eintreten.
Aber auch aus dem Ausland kündigt sich verstärkter Konkurrenzdruck an. So will etwa der französische Dienstleister Pixmania-Pro 2011 den deutschen Markt kräftig aufwirbeln. Pixmania-Pro versteht sich als Großhändler, kauft in großem Stil zu günstigen Konditionen ein und versendet im Auftrag der Händler direkt an den bestellenden Endkunden. Der Händler spart dadurch Lager- und Logistikkosten.
Es sind jedoch nicht nur Expansionsbestrebungen, die den Fulfillment-Markt dominieren. Wo viel Konkurrenz herrscht, da ist auch der Innovationsdruck hoch. Der Bertelsmann-Ableger Arvato Services will sich 2011 diesem Druck stellen. "So bieten wir im Bereich Information Management unseren Kunden an, RFID-Chips in Mailings zu integrieren", sagt Kai Gerhardt von Arvato. Der Erfolg von Mailing-Kampagnen beispielsweise für ein Autohaus könne dadurch messbarer werden. Es geht ihm dabei nicht nur darum zu sehen, ob ein Kunde auf das Mailing reagiert und das Autohaus besucht. Man könne darüber hinaus auch mitverfolgen, welche Modelle er sich ansieht - oder durch den RFID-Chip getriggerte Bewegtbildwerbung (Digital Signage) im Autohaus gezielt einsetzen, meint Gerhardt. "Letztendlich ist ein Tracking des Kunden vom Mailing über den Erstkontakt am PoS bis hin zum Kauf möglich und macht daher den Erfolg einer Kampagne monetär messbar".
Besonders der Online-Bereich hat es vielen Fulfillment-Dienstleistern angetan. "Das Fulfillment von Marketing-Informationen steht 2011 vor großen Herausforderungen", sagt Arvato-Manager Gerhardt. "Zurzeit wird in diesem Bereich noch viel offline abgewickelt. Unsere Aufgabe wird es nun sein, Apps und Social Media in das CRM zu integrieren." In vernetzten Vertriebswelten denkt auch Dr. Claus-Peter Amberger, CEO der Loxxess AG. Die Aufgabe von Fulfillment sei es, offline und online, die stationäre Filiale und den Versandhandel besser zu vernetzen. Wer eine Ware online bestelle, müsse sie auch problemlos im Laden umtauschen können.
Nicht ganz zufällig kommen die meisten Neukundenanfragen aus den Online-Start-ups - immer dann, wenn ein Händler seine Bestellungen und Retouren nicht mehr aus eigener Kraft stemmen kann und professionelle Unterstützung braucht. Das rechnet sich allerdings nicht in jedem Fall. Weder auf Händler- noch auf Dienstleisterseite. Danilo Georg, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing von Baur Fulfillment Solutions, meint, dass Fulfillment erst ab einem Aussendungsvolumen von mindestens 20.000 Einheiten pro Jahr sinnvoll sei.
Atrikom-Fulfillment-Chef Daniel Deckers, sonst eigentlich eher auf große Markennamen abonniert, wagt dennoch den großen Schritt zu den kleinen Start-ups. Gleich drei solcher Aufträge hat er jüngst angenommen - in der Hoffnung, dass der eine oder andere ein Renner wird. Einer dieser Start-ups ist Wiesenglück. Das Unternehmen verkauft Umhängetaschen mit auswechselbaren Covern. Die Cover kann man zum Beispiel auf einer Wiese ausbreiten und per Reißverschluss mit einem anderen Cover zu einer größeren Decke verbinden. Wiesenglück eben. Deckers findet diese (etwas unorthodoxe) Geschäftsidee klasse. Muss er auch. Denn Atrikom verdient nur, wenn Wiesenglück gute Umsätze erwirtschaftet.
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