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Kommentar

Eine Woche ohne Internet

09.01.2017 - Könnte unsere gesamte Volkswirtschaft eine Woche auf das Internet verzichten? Ein Gastkommentar von Thomas Kabke-Sommer, Geschäftsführer von Kontor Digital Media.

von Verena Jugel

Könnte unsere gesamte Volkswirtschaft eine Woche auf das Internet verzichten? Inzwischen ist nicht nur die digitale, sondern die gesamte Wirtschaft so hochgradig digital vernetzt, dass die erste reflexhafte Vermutung wäre: Es geht erstmal nichts mehr und wir fallen der mittelalterlichen Barbarei anheim. Bei näherem Hinsehen müsste es aber vielleicht gar nicht so kommen. Welche Lebensbereiche wären eigentlich von einer freiwilligen Abstinenz oder gar von einem unfreiwilligen Ausfall des Internets betroffen? Werfen wir einen Blick auf den rein privaten Bereich, den öffentlichen Raum und die Kommunikationswirtschaft.

Offline fühlt sich fast wie Urlaub an Bereits 2008 hatte ein "Internet-Junkie" in Zusammenarbeit mit dem Magazin Spiegel für eine Woche freiwillig den digitalen Stecker gezogen. Sein Morgen begann mit dem Radio und der Erfahrung, dass der Wetterbericht und die internationale Nachrichtenlage auch per gesprochenem Wort den Internet-Abhängigen auf den neuesten Stand bringen können. Anspruchsvoller wurde es, wenn eine Recherche für sein Studium ins Spiel kam. Ohne Google? No way. Der analoge Offline-Weg durch die Bücherregale in Bibliotheken war angesagt. Trotz aller Unwegsamkeiten, die das Offline-Dasein mit sich brachte, meinte der damals 22-Jährige: "Es ist fast wie im Urlaub: Wer nichts weiß, hat auch keine Verpflichtung. Aufstehen und an den Strand, dazwischen Vorlesungen, dann ein Cocktail in der Kneipe, ein wenig lesen, all die digitalen Sorgen bleiben weit weg."

Alles jetzt und gleich und hier Wie sähe die Erfahrung heute aus, wenn wir notgedrungen eine Woche ohne Internet auskommen müssten? Ich denke, die Situation würde sich verschärfen. Wir sind eine Always-on- und Instant-Gesellschaft geworden. Alles jetzt und gleich und hier. Der stetige digitale Austausch gehört zu den Annehmlichkeiten der Online-Existenz. Eindrücke teilen über Instagram, Verabredungen treffen in der eigenen WhatsApp-Gruppe oder mal eben über die App nachsehen, ob zu Hause alle Fenster geschlossen sind. Das wäre unmöglich bis sehr mühselig ohne Internet.

Zivilisation ohne Internet ist gefährlich Gehen wir gedanklich mal vor die eigene Tür und setzen uns den Gefahren einer Zivilisation ohne Internet aus. In dem Augenblick würden wir schmerzlich feststellen, dass bei einem Ausfall der digitalen Verbindungen kleinste Operationen in Krankenhäusern zu Herausforderungen eines Arztes im letzten Jahrhundert mutieren, einfache Kontrollen unserer Landesgrenzen nicht effektiv stattfinden oder die Ampelschaltungen an den Verkehrsknotenpunkten unserer Metropolen von Hundertschaften per Hand geregelt werden würden. Übrigens, wohl dem, der Bargeld unter dem Kopfkissen gebunkert hätte. Der EC-Automat würde nämlich nur vor sich hin surren, ohne Scheine auszuspucken.

Doch welche Auswirkungen hätte der Internet-Ausfall auf die Kommunikationswirtschaft? Die bereits sorgsam geklebten Ganzstellen der Außenwerber blieben auch ohne Browser perfekt in Form und wiesen die mobile Gesellschaft auf die wichtigen Botschaften hin, wie zum Beispiel, dass sich alle elf Minuten ein Single über Parship verliebt. Letzteres würde in der internetfreien Woche nicht möglich sein. Wir müssten wieder an der Bar oder im Park die Partnersuche aufnehmen und denjenigen retromäßig von Angesicht zu Angesicht ansprechen.

Gewinner gibt es doch Aber es gibt auch gute Nachrichten: Klar, bekämen wir noch unseren Lieblingsjoghurt beim Discounter. Erstens ist der sieben Tage und mehr haltbar. Zweitens hat ständige TV-Werbung, zum Beispiel von Danone, die Markenerinnerung in unseren Synapsen durch etliche tausend GRPs in eine Präferenz für Activia gelenkt, an der wir nicht mehr vorbeikommen werden. Schwupps, das Produkt landet im Einkaufswagen.

Und auch das gute alte Radio würde seinen Anteil an der Mediennutzung in der Woche verdoppeln. Vielleicht hilft uns auch der Live-Reader eines Morgenshow-Moderators dabei, die richtige Ausfahrt zum Supermarkt zu finden, weil es dort gerade 20 Prozent auf alles, außer auf Wuffis Happi, gibt. Wer braucht da schon Internet?

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