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Deutsche Wirtschaft buhlt um Digitalfachkräfte

04.06.2014 - Der Bundesverband der Digitalen Wirtschaft (BVDW) und der Gesamtverband der Kommunikationsagenturen (GWA) stellen in Studien den Bedarf an digital versierten Fach- und Führungskräften in Unternehmen und Agenturen fest. Personalexperten raten den Unternehmen nun zu mehr Flexibilität in der Personalauswahl. Wir sprachen mit den Verbänden und Beratern über das Thema.

[f1]In der deutschen Wirtschaft herrscht ein absoluter Mangel an digital versierten Fachkräften", sagt Harald Fortmann. Er ist Partner bei der auf Führungskräfte mit digitalem Hintergrund spezialisierten Personalberatung Dwight Cribb und Vizepräsident beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW). "Im Online-Bereich haben immer Fachkräfte gefehlt, aber in den letzten 18 bis 24 Monaten hat die Industrie insgesamt den digitalen Transformationsprozess eingeleitet, so dass nun ein starker Nachfragedruck herrscht." Eine Untersuchung des BVDW aus dem vergangenen Jahr belegt die Aussage. Demnach haben 71,8 Prozent der Unternehmen der digitalen Branche "große oder sehr große Schwierigkeiten" bei der Suche nach Berufseinsteigern. Drei Jahre später soll die Zahl sogar bei 75,9 Prozent liegen. Auch andere Verbände erkennen bei ihren Mitgliedern einen Bedarf an Digital-Fachkräften. Der Gesamtverband Kommunikationsagenturen (GWA) hat im April dieses Jahres seinen Frühjahrsmonitor veröffentlicht (siehe ONEtoONE 05/14). Demnach ist Digital der am stärksten wachsende Geschäftsbereich bei den Agenturen (42 Prozent der Mitglieder). Bereits 2013 war dies beim GWA der Fall, damals mit 53 Prozent noch deutlicher.

[f2]Fabian Fischer (Geschäftsführer Mediaman) ist beim GWA Vorstandsmitglied und Sprecher des Forums Digitale Kommunikation. Er sagt, dass der Markt so schnell wachse, dass die Agenturen mit der Ausbildung nicht hinterherkämen. "Momentan wird eine Art ,Ausbildung on the job` betrieben, was aber eher eine Notlösung ist. Es gibt im digitalen Bereich rund 140 Berufsprofile, allein Entwickler gibt es in zehn verschiedenen Facetten. Hierfür muss es entsprechend neue Studiengänge an den Fachhochschulen und Universitäten geben." Problematisch sei es auch, dass sich die digitale Welt so schnell drehe, dass innerhalb von drei Jahren vieles schon wieder anders funktioniere.

[hl]Unternehmen sollen auch einmal querdenken[/hl][f3]Auch Katharina Wolff, Managing Director der Personalberatung Premium Consultants, bestätigt ein gewisses Missverhältnis im Bereich Digital: "Es gibt in bestimmten Segmenten der digitalen Wirtschaft einen echten Fachkräftemangel. Die Digitalbranche ist durchzogen von Spezialisten, und es fehlen zum Beispiel Developer. Das führt dazu, dass Java-Entwickler mit nur drei Jahren Berufserfahrung schon auf Jahresgehälter von 55.000 Euro kommen können." Ihrer Ansicht nach machen es sich Unternehmen teilweise aber unnötig schwer, weil sie im Bereich Recruiting auf gewohnten Strukturen und Abläufen bestehen. "Es ist eine sehr deutsche Angewohnheit, als Personaler genau nach dem zu gucken, nach dem man sucht. Oftmals gibt es auch sehr fähige Quereinsteiger, die sich ein Gebiet selbst beigebracht haben, aber sie werden gar nicht erst zum Gespräch eingeladen, weil sie Brüche im Lebenslauf haben. Firmen sollten mehr ausprobieren und Quereinsteiger besser überprüfen. Zumindest auch mal mit einem Test oder einem Probetag." Das sieht auch Harald Fortmann so. "Die Vorstellungen, wie ein Kandidat sein sollte, sind oft nicht passend. Die Personaler und Vorstände wissen nicht genau, was ein Kandidat für die Position eigentlich mitbringen muss, und auch im Bereich Bezahlung muss man sie oft wachrütteln. Hier bedarf es noch der Aufklärung in der klassischen Industrie."

[hl]Das suchen die Unternehmen[/hl]Laut der BVDW-Untersuchung gibt es eine große Lücke zwischen dem, was Unternehmen der digitalen Wirtschaft brauchen, und dem, worin Studenten arbeiten möchten. Demnach sind 65,6 Prozent der Unternehmen auf der Suche nach IT- und EDV-Fachkräften, nur 9,2 Prozent der Studenten wollen aber in diesem Bereich starten. Gesucht wird vor allem im Bereich Projektmanagement (68,1 Prozent). Aber nur 53,1 Prozent der Studenten könnten sich diesen Bereich vorstellen. Fabian Fischer vom Agenturverband GWA bestätigt den Bedarf an IT-Fachkräften, aber auch im Bereich der redaktionellen und Content-getriebenen Digitalfachkräfte gebe es momentan einen Nachfragezuwachs. "Hier herrscht großer Mangel, und es gibt einen Wettstreit zwischen Agenturen und Unternehmen um die besten Leute." Momentan hilft sich der Verband auch mit der neuen Plattform Needforbrains.de aus. Die Website ist eine digitale Lernplattform und bietet unter anderem Fachvorträge, Videos und Expertenmeinungen an. Seit Oktober des vergangenen Jahres liegen 300 Vorträge auf der Seite. Noch sei die Plattform aber nur Agenturmitgliedern vorbehalten.

[hl]Das suchen Fachkräfte[/hl]Die überdurchschnittliche Bezahlung von Digitalfachkräften könnte sich mittelfristig legen. "Wir kennen solche Peaks ja schon aus der New-Economy-Zeit. Ich denke, dass sich die Gehälter in drei bis vier Jahren wieder normalisieren", sagt Fabian Fischer. Er beschreibt, dass Agenturen momentan auch vermehrt damit konfrontiert würden, dass Nachwuchskräfte nicht unbedingt für 5.000 Euro mehr an Jahresgehalt kämpften, sondern zum Beispiel für einen Tag weniger Arbeit. "Die Rahmenbedingungen und das Arbeitsklima werden wichtiger. Es wird verstärkt auf weiche Faktoren geachtet. Es gibt 25- bis 27-Jährige, die lieber einen Tag weniger arbeiten, um sich dann einem privaten Projekt zu widmen", sagt Fischer.

"Wenn ein Unternehmen ein gutes Employer Branding hat und idealerweise auch einen vernünftigen Standort, dann fällt es uns leichter, Personal für den Kunden zu finden", sagt Harald Fortmann von Dwight Cribb. Naturgemäß sind aber nicht alle Unternehmen weltweit bekannt und beliebt. Hier rät der Personaler Firmen dazu, Fachkräften auch klarzumachen, was sie im Bereich Digital alles bewegen können, der Wunsch des Unternehmens zur digitalen Transformation müsse tatsächlich vorhanden und spürbar sein. "Es kostet uns im ersten Schritt zwar mehr Überzeugunsarbeit, aber wenn jemand erkennt, dass ein Unternehmen die Chancen der Digitalisierung wirklich erkennt und versteht, dann sind die Kandidaten in diesem Unternehmen auch erfolgreich, und dann arbeiten sie dort gern", sagt Fortmann. (db)

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