28.12.2004 - Gestatten: Möhlmann. Ich hab‘ hier quasi das letzte Wort, wenn Sie so wollen. Sie wollen?
Gut, also: Ich sitze da neulich mit meinem Freund Schrader in der Sportklause, und der erzählt mir von einer Frau, in die er sich verguckt hat. "Schau, da ist sie", sagt er plötzlich. Mein Kopf ruckt herum. "Die kenne ich", sage ich, "heißt Monika. Ist Controllerin, aber grundsätzlich locker drauf. Sprich sie an!" Schrader stöhnt. "Und wie?"
Um die Bedeutung dieser Frage vollständig zu erfassen, müssen Sie eines wissen: Schrader ist Texter. Er schreibt Briefe an fremde Menschen. "Sehr geehrter Herr Schmidt, sicherlich haben Sie auch ... ", so in dieser Art, Dialogmarketing eben. Seit fünf Monaten macht er das; neulich hatte eines seiner Mailings drei Prozent Response. Im Dialog mit Frauen liegt er bei 100 Prozent - was sich dadurch erklärt, dass er bisher nur eine Frau angesprochen hat, auf einer Fähre. Die hieß Anna und war nach seinem "Entschuldigen Sie, fahren Sie auch mit diesem Schiff?" erstaunlich lange Zeit mit ihm zusammen. Kürzlich ist sie aber von einem südamerikanischen Tauchlehrer kalt akquiriert worden, seitdem lebt Schrader wieder allein.
"Und wie? Was ist das für eine Frage? Bedarf aufzeigen, Lösung anbieten, Vorteile argumentieren, Response ermöglichen. Schon mal davon gehört?" Schrader blickt zweifelnd. "Du meinst ...?" Bedächtig setze ich eine Zigarette in Brand. "Warum bist du nicht in der Lage, dein Fachwissen zum Aufbau deines privaten Glücks zu nutzen? So wie Harry zum Beispiel." Harry ist ein gemeinsamer Freund, von Beruf KFZ-Mechaniker und kürzlich der Frau, die er begehrt, einfach auf dem Parkplatz ins Auto gefahren. Dann hat er ihren Wagen repariert, sie zum Essen eingeladen und vier Wochen später geheiratet.
"Also gehe ich hin und frage sie, ob sie meine Frau ...?" Ich unterbreche Schrader ungeduldig. "Warum schlägst du ihr nicht mit der Keule auf den Kopf und schleifst sie in deine Höhle? Im Ernst: Du musst sie zunächst einmal gezielt abholen, herausfinden, welche Bedürfnisse sie momentan haben könnte." Schrader sieht vorsichtig zu Monika hinüber. "Ihr Glas ist leer." Zufrieden nicke ich. "Siehst du, es geht doch. Du kennst ihren Namen und ihre Situation. Du siehst den Bedarf und lädst sie zu einem Getränk ein. Den Vorteil wird sie sofort erkennen: Sie muss nichts dafür zahlen. Klar?"
Schrader holt tief Luft. "Also gut, ich gehe dann mal rüber." Energisch halte ich ihn zurück "Schrader! Hast du nicht etwas vergessen?" Irritiert blickt er den Kugelschreiber an, den ich ihm hinhalte. "Für die Telefonnummer. Manchmal klappt es nicht auf Anhieb. Dann muss man was tun? Na?" Schrader nickt verlegen. "Nachfassen, ich weiß. Daran habe ich jetzt überhaupt nicht gedacht. Vielleicht sollte ich auch noch ein kleines Gewinnspiel ...?"
Brief und Siegel drauf: Der Junge ist auf dem richtigen Weg.
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