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FinTech

Payment-Technologie unter PSD2: Das ändert sich für Marktplätze

04.12.2017 - Die neue Zahlungsrichtlinie PSD2 tritt ab Januar 2018 in Kraft. Sowohl auf Banken, FinTechs, als auch Onlinehändler kommen Veränderungen zu. Ein Beitrag von Volker Steinle, Country Manager Germany des Zahlungsdienstleisters Adyen.

von Verena Jugel

Im E-Commerce sind vor allem Online-Marktplätze von den strengeren Regulierungen betroffen. Die Zahlungsvermittlung zwischen Marktplatz, Kunde und Subunternehmer steht auf dem Prüfstand. Insbesondere bei global tätigen Unternehmen erhöht sich die Komplexität im Zahlungsverkehr. Folgendes muss Payment-Technologie nun unter PSD2 leisten:

PSD2 schafft mehr Klarheit im ZahlungsverkehrBisher war es für Marktplätze unter PSD1, dem Vorgänger der PSD2, möglich, Finanztransfergeschäfte zwischen Subunternehmer, Käufer und eigenem Unternehmen auch ohne BaFin-Lizenz abzuwickeln. Die Rahmenbedingungen waren flexibler und ließen Interpretationen darüber zu, wie Marktplätze reguliert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Grauzone, sich in den Nutzungsbedingungen als sogenannter "Handlungsvertreter" auszuweisen oder ein monatliches Verarbeitungsvolumen von drei Millionen Euro nicht zu überschreiten.

Die BaFin verschärfte die Bedingungen im Jahr 2014 bereits und legte fest, dass auch Handelsvertreter eine vertragliche Befugnis benötigten. Diese Verwaltungspraxis unterstützt die neue PSD2. Die Richtlinie umfasst ab 2018 sogar noch strengere Regulierungen für Handelsvertreter. Zudem wird das zugelassene Verarbeitungsvolumen eines Online-Marktplatzes ohne BaFin-Lizenz innerhalb Europas auf eine Millionen Euro und weniger begrenzt. In Deutschland und einzelnen anderen europäischen Staaten herrschen noch strengere Ausnahmen.

Herausforderungen für Payment-TechnologieDie Zahlungsabwicklung bei Online-Marktplätzen ist seit jeher komplex. Zahlungen müssen nicht nur zwischen Verkäufer und Käufer abgewickelt werden, sondern auch zwischen dem Marktplatz und verschiedenen, oftmals international ansässigen Subunternehmern. Darüber hinaus gibt es weitere Geldflüsse zwischen dem Marktplatz und seinen Verkäufern, wie z.B. Bearbeitungs- und Nutzungsgebühren, die der Marktplatz für die Vermittlung einbehält. Die E-Commerce Plattform für handgemachte Produkte Etsy fungiert als einfaches Beispiel, um diesen Prozess zu erklären. Ein Kunde tätigt einen Einkauf im Shop eines Kreativschaffenden bei Etsy. Der Inhaber des Shops, der ein Subunternehmer von Etsy ist, erhält die Bezahlung nicht direkt vom Kunden, sondern über den Marketplace Etsy. Für die Unkosten der Vermittlung von Verkäufer und Kunde behält Etsy wiederum eine gewisse Gebühr ein. Bei der Zahlungsabwicklung eines einzelnen Kunden, muss die Transaktion somit dreimal gesplittet werden. Drei Akteure sind an einem Kauf beteiligt. Noch komplizierter wird es, wenn der Kunde Einkäufe bei mehreren Subunternehmern gleichzeitig tätigt. Für den Kunden gibt es in diesem Fall nur einen Bezahlprozess. Die Splittung an die Subunternehmer verläuft unsichtbar im Hintergrund.

Unter der PSD2 werden nun vor allem zwei Aktionen genannt, die ein Marktplatz nicht gleichzeitig ausüben darf: Kontrolle und Eigentum der Gelder. Das hat zur Folge, dass der Marktplatz automatisch auf unabhängige Bezahldienstleister angewiesen ist, um die Vorgaben zu erfüllen. Zudem verlangt die neue PSD2-Richtlinie eine strengere Überprüfung der Subunternehmer. Im Beispiel Etsy muss eine starke elektronische Identitätsverifizierung jedes einzelnen Verkäufers erfolgen. Je mehr Subunternehmer es gibt, desto komplexer die Verifizierung. Im Falle von Etsy gab es 2016 1,7 Millionen aktive Verkäufer (Statista 2017). Der sogenannte KYC-Check (Know Your Customer) erfordert unter PSD2 ein umfangreicheres Onboarding der Subunternehmer. Während es früher ausreichte, die Kunden umfangreich zu überprüfen, müssen nun auch die Subunternehmer ihre Ausweisdokumente, Bankdaten und viele weitere Angaben offenlegen. Aufgabe des Marktplatzes ist es, diese Informationen zu erheben, zu speichern und zu verifizieren. Bei weltweit ansässigen Subunternehmern stellt das Onboarding einen komplexen Prozess dar, der manuell kaum zu bewältigen ist. Ein technologischer Schlüssel für dieses Problem sind beispielsweise automatisierte Onboarding APIs von Payment Service Providern, die alle Informationen für den KYC-Check von den Subunternehmern einholen und verifizieren.

Globale Expansionen werden komplexerOnline-Marktplätze, die vor Expansionen in andere Länder stehen oder bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Länder bedienen, stehen nicht nur durch den KYC-Check vor großen Herausforderungen. Ein Beispiel ist der Payout, die Auszahlung der Subunternehmer. Zwar betreffen die neuen Regulierungen durch PSD2 lediglich den europäischen Markt, trotzdem wird es immer schwieriger, den Überblick über die Regulierungen in den lokalen Standorten von Subunternehmern und Shoppern zu behalten. In der Expansion in neue Länder verstecken sich Kosten, beispielsweise für Anwälte und Gebühren für sogenannte cross-border Transaktionen. Schließlich müssen Subunternehmer in den einzelnen Ländern ausgezahlt werden. Diese Kosten können mit einem lokalen Bank-Account im jeweiligen Land umgangen werden, bedeuten jedoch noch mehr Aufwand.

Outsourcing für mehr SkalierbarkeitPSD2 stellt Online-Marktplätze vor neue, technologische und regulatorische Herausforderungen. Subunternehmen müssen schnell und unkompliziert das Onboarding durchlaufen und verifiziert werden können, Gelder müssen einfach zwischen mehreren Parteien gesplittet werden können und das über Ländergrenzen hinweg. Die Frage ist, wie diesen Herausforderungen begegnet wird. Es zeigt sich momentan der Trend, dass selbst Online-Marktplätze mit bestehenden Inhouse-Payment-Departments das Thema auslagern und sich selbst diejenigen, die eine eigene Lizenz besitzen, wieder davon wegbewegen. Der Aufwand ist letztendlich zu groß und rückt das eigentliche Kerngeschäft des Marktplatzes (Reisen, Essenslieferung, Fashionversand etc.) in den Hintergrund. Für Händler steht logischerweise die Optimierung der User-Experience und der Conversion Rate im Vordergrund. Ein Unternehmen mit BaFin-Lizenz hingegen ist bereits nah am Bankenbetrieb angekommen und muss sich den damit verbundenen regelmäßigen Prüfungen von Aufsichtsbehörden unterziehen. Diese überhaupt zu erhalten, ist schon für Unternehmen, die sich auf Finanzgeschäfte spezialisieren, ein teurer und langwieriger Prozess. Die einfachste und sicherste Option ist es, das Thema Payments auszulagern an einen Bezahldienstleister, der für die Anforderungen unter PSD2 gerüstet ist und Payment-Technologien speziell für Marktplätze entwickelt, damit sich diese auf ein skalierbares Geschäft konzentrieren können.

[k]Volker Steinle ist Country Manager Germany des Zahlungsdienstleisters Adyen und seit 2011 für das Unternehmen tätig.[/k]

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