Deutschlands Behörden schreiben nach wie vor gerne auf Papier. So wurden allein in den Bezirksämtern der Bundeshauptstadt Berlin im Jahr 2017 über 1,5 Mio. Euro für Druckerpapier und Patronen aufgewendet. Das zeigt die aktuelle Erhebung des Digitalisierers von Briefpost, CAYA , der die Druckkosten in 20 deutschen Großstädten ermittelt hat - mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen.
Kostenaufwand pro Einwohner - Westdeutsche Städte dominieren
Im Vergleich der Druckkosten pro Einwohner aller 20 verglichenen Städte setzen die Verwaltungsbehörden in Mönchengladbach am stärksten auf ihre Papierunterlagen. Mit Ausgaben von 3,63 Euro pro Kopf (933.000 Euro insgesamt) sind die Kosten der Verwaltung hier deutschlandweit mit Abstand am höchsten. Zum Vergleich: Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben aller untersuchten Behörden liegen bei 0,68 Euro. Vergleichsweise hoch sind demnach auch die Kosten in Kiel mit 2,34 Euro für jeden der 243.000 Einwohner. Im drittplatzierten Düsseldorf gaben die Behörden - wie sonst nur in Berlin - mehr als eine Million Euro für das Drucken aus. Pro Einwohner entfallen hier 1,64 Euro. Dahinter folgen Essen (1,58 Euro) sowie Chemnitz (1,43 Euro) und Münster (1,36 Euro), deren Ausgaben ebenfalls über dem Durchschnitt liegen.
Die papierlosen Verwaltungen
Die sparsamste Verwaltung in den 20 ermittelten Städten sitzt in Mannheim. Nach den Angaben der Behörde sind im Jahr 2017 pro Einwohner nur 2 Cent für Druckkosten angefallen. Gleiches zeichnet sich in Wiesbaden und Leipzig ab, wo 3 Cent pro Einwohner aufgewendet wurden. Dahinter folgen Köln (39.000 Euro Gesamtausgaben) und Bonn (14.000 Euro Gesamtausgaben) mit einem Pro-Kopf-Verbrauch in Höhe von 4 Cent. Insgesamt lagen die Ausgaben für alle 20 ermittelten Städte im Jahr 2017 bei 6,8 Millionen Euro.
Was kostet der Papieraufwand? Eine Hochrechnung
In Deutschland verzeichnen aktuell 80 Städte eine Einwohnerzahl von über 100.000 Einwohnern. Diese vereinen mit insgesamt 26 Millionen Menschen knapp ein Drittel der Gesamtbevölkerung auf sich. Gemessen an den durchschnittlichen Druckkosten der Verwaltungsbehörden in Großstädten in Höhe von 0,69 Euro werden demnach im Jahr allein knapp 18 Millionen Euro für Papierkram in allen Behörden Deutschlands aufgewendet.
Für die Untersuchung hat CAYA eine offizielle Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) an die 52 Verwaltungsbehörden der 30 größten Städte Deutschlands gestellt. Auf die Frage nach den Ausgaben für Druckerpapier und Patronen als Indikator für (mangelnde) Digitalisierung konnten für insgesamt 20 Städte Ergebnisse in Erfahrung gebracht werden. Die Verwaltungen der übrigen Städte wollten oder konnten keine Angaben machen.