Digitaler Wandel

Checkliste für eine erfolgreiche Transformation

29.07.2015 - Digitale Technologien haben die Art, wie wir Informationen besorgen und teilen, radikal verändert. Unternehmen aller Branchen stehen heute vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle an den digitalen Wandel anzupassen. Tim Neugebauer, Certified ScrumMaster, Geschäftsführer & Senior Digital Business Consultant bei DMK Innovations, beschreibt Triebkräfte der digitalen Transformation und erläutert, wie Unternehmen den digitalen Wandel meistern können.

Die Digitalisierung hält die Chance bereit, Wertschöpfungsströme umzuleiten und Marktstandards ganz neu zu definieren. Die Anpassung an den Wandel stellt für etablierte Unternehmen eine echte Innovationsaufgabe dar, denn die digitale Transformation wird getragen von integrierten Innovationsaktivitäten. Um mit den smarten Lösungen der digitalen Konkurrenten mitzuhalten, reicht es nicht länger aus, die eigenen Produkte und Dienstleistungen nur im Detail mit digitalen Funktionen anzureichern. Vielmehr sind radikale und disruptive Innovationen erforderlich. Dies kann aber nur gelingen, wenn Unternehmen entsprechende Voraussetzungen dafür schaffen. Für eine erfolgreiche digitale Transformation sind die folgende vier Faktoren zu beachten:

Teamorientierung

Erfolgreiche digitale Transformationsprojekte benötigen eine konsequente Zusammenarbeit in funktionsübergreifenden Teams. Neue Vernetzungsmöglichkeiten verändern die Arbeitsteilung zwischen Marketing, Produktmanagement und Kundenservice. Dabei wird auch die projektbezogene Zusammenarbeit über organisatorische Abteilungsgrenzen hinweg immer wichtiger. Wenn Experten der jeweiligen Bereiche ihr Wissen zu jedem Zeitpunkt in das Management digitaler Transformationsprozesse einbringen können, steigert das die Wertschöpfung des gesamten Unternehmens.

Agilität

Digitalisierung benötigt geeignete Vorgehensmodelle. Erfolgreiche digitale Unternehmen nutzen darum intensiv agile Entwicklungsmethoden. Diese erfordern zwar tiefgreifende Veränderungen in der Arbeits- und Rollenverteilung innerhalb des Unternehmens, bieten aber auch Vorteile: Bei agilen Entwicklungs-Frameworks wie Scrum & Lean Startup werden Entwicklungsteams dazu befähigt, flexibel und schnell auf neue Erfordernisse einzugehen. So entstehen in regelmäßigen Abständen bereits lauffähige und marktreife Teil-Systeme. Probleme werden frühzeitig erkannt, und Auftraggeber können zeitnah Änderungen am Endprodukt veranlassen. Das führt zu einer verkürzten Time-to-Market und effizienteren Prozessen.

Nutzerzentrierung

Neue Möglichkeiten der Mediennutzung haben das Verhältnis zwischen Menschen und Märkten grundlegend gewandelt. Das Internet ist heute der zentrale Informations-Hub im Kaufentscheidungsprozess - sowohl für Kunden als auch für Unternehmen. Mit modernen Tools können Unternehmen ihre Kunden mit gezielten Informationen entlang der gesamten Customer Journey begleiten, also an allen Berührungspunkten des Konsumenten mit dem Produkt. Erfolgreiche digitale Produkte, Services und Geschäftsmodelle richten die eigenen Angebote immer am Nutzer aus - und überprüfen sie kontinuierlich.

Wandlungsfähige Technologien

Digitale Innovationen benötigen anpassungsfähige IT-Systeme, die sich iterativ an veränderte Marktbedingungen anpassen lassen. Neben proprietären Systemen für spezielle Unternehmensanwendungen spielt Open Source eine immer wichtigere Rolle. Open Source-Technologien sind über offene Standards und Schnittstellen flexibel erweiterbar. Anbieterunabhängig und von einer größeren Community getrieben, erreicht Open Source eine Entwicklungsgeschwindigkeit, die nur wenige kommerzielle Anbieter gewährleisten können.

Teamorientierung, Agilität, Nutzerzentrierung und wandlungsfähige Technologien sind Voraussetzung für den Erfolg der digitalen Transformation. Wie genau ein Unternehmen vorgehen soll, damit der Transformationsprozess gelingt, zeigen die nachfolgenden acht Schritte:

1. Die Digitalisierung als Chance begreifenSie schafft neue Nutzungsfelder für Bestehendes, aber auch Raum für gänzlich Neues. Durch die Digitalisierung ergeben sich in nahezu jeder Branche Chancen für vollkommen neue Geschäftsmodelle. Gute Beispiele sind neuartige Mobilitätsangebote oder auch aktuelle Technologien wie 3D-Druck oder Augmented Reality. Wichtig ist, sich auf die Transformation einzulassen, unternehmensweit ausreichend Ressourcen bereitzustellen und digitale Innovationsziele längerfristig zu verfolgen.

2. Web als Infrastruktur, Browser als Plattform nutzenGrundlage des digitalen Wandels ist die globale Verfügbarkeit eines ubiquitären Internets. Diesem System aus Infrastrukturen und dazugehörigen Plattformen müssen sich zukünftig nicht nur Software, sondern auch Produkte, Unternehmensprozesse und Geschäftsmodelle anpassen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Zunächst empfiehlt sich eine Bestandsaufnahme aller Geschäftsprozesse, die mittelbar oder unmittelbar mit IT und Webtechniken interagieren - oder dies zukünftig tun sollten. Danach lässt sich feststellen, ob Bestehendes durch eine Überführung auf digitale Plattformen Mehrwerte für die Kunden bieten kann.

3. Ideenbildung und Kreativität fördernUm Neues zu schaffen, bedarf es kreativer Lösungswege. Am ehesten kommen Unternehmen durch die intensive, wissensgetriebene Kooperation crossfunktionaler Teams zu innovativen Ansätzen. Deshalb gilt es, Funktionssilos im Unternehmen abzubauen, um Mitarbeiter und ihr Wissen zu vernetzen. Unternehmen sollten agile Prozesse sukzessive einführen und dies mit teamübergreifenden Workshops begleiten sowie durch die Einführung geeigneter Social Collaboration Tools unterstützen.

4. Innovationsprozesse etablierenDigital Business Transformation ist eine echte Innovationsaufgabe. Um aus den gewonnenen Ansätzen eine stabile Transformationsbasis zu formen, müssen Innovationsprozesse etabliert und gemanagt werden. Orientierung bieten Methoden wie Lean Startup, Design Thinking bzw. das dienstleistungsbezogene Service Design. Diese verschiedenen Frameworks gilt es, hinsichtlich des unternehmensspezifischen Anforderungsprofils zu evaluieren und nachfolgend ein passendes Set an Vorgehen schrittweise im Unternehmen zu etablieren.

5. Innovationskultur aufbauenKreativität und leistungsfähige Innovationsprozesse sind eine notwendige Voraussetzung. Ohne eine vom Management vorgelebte Innovationskultur bleiben diese Maßnahmen jedoch wirkungslos. Denn nur dort, wo die digitale Transformation gewollt ist, findet sie auch statt. Es ist Aufgabe der Unternehmensführung, traditionelle und digitale Erfahrungswelten im Unternehmen produktiv zu vereinen. Dabei sollte sie die Unternehmenskultur schrittweise weiterentwickeln und digitale Transformationserfolge sichtbar machen. Wichtig ist es, ein Klima der Offenheit und Fehlertoleranz zu schaffen.

6. Offenheit leben und (Zwischen-)Ergebnisse teilenWerthaltige Innovationsideen sind das Ergebnis harter Kreativarbeit. Diese wird am besten kooperativ und in Netzwerken geleistet - idealerweise über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg. Unternehmen sollten den Gedankenaustausch mit Dritten fördern sowie das Fachwissen interner und externer Experten verzahnen. Eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur kann die Digitalexpertise im Unternehmen sowie digitale Innovationsaktivitäten fördern.

7. Ressourcen bereitstellenInnovationen kosten Geld, benötigen also Zeit, Personal und Betriebsmittel. Um die eigenen Ziele zu erreichen, müssen Unternehmen langfristig die entsprechenden Ressourcen bereitstellen - sowohl geeignetes Personal als auch anderweitige Betriebsmittel. Es muss klar sein, dass Digital Business Transformation kein kleines Nebenprojekt sein kann, das einige wenige Mitarbeiter nebenbei stemmen. Es ist eine zentrale Aufgabe im Unternehmen und benötigt eine fest installierte personelle Plattform - bestenfalls dezidierte digitale Innovationsteams mit eigenen Verantwortlichkeiten.

8. Lerneffekte statt monetärer Ergebnisse erwartenEin häufig auftretendes Problem bei der digitalen Transformation sind überzogene und starre Erfolgserwartungen. Das Management sollte nicht sofort und ausschließlich auf die Zahlen schauen. Viel wichtiger sind Lerneffekte im Unternehmen und ein methodisches Verständnis vom Markt und den Kundenbedürfnissen. Hilfreich ist es dabei, in iterativen Zyklen und weniger in fixen Plänen zu denken sowie Umsteuerung und Re-Organisation zuzulassen. Unternehmen können zum Beispiel ihre Aktivitäten in einen "Bauen-Messen-Lernen"-Zyklus integrieren und diesen möglichst oft durchlaufen.

Hier erfahren Sie mehr:
DMK Innovations Whitepaper: Digitale Transformation. Wie Sie mit integrierten digitalen Transformationsaktivitäten die Digitalisierung erfolgreich meistern und zum Digital-Leader werden, 2015.  

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