09.08.2017 - Googles neues Open-Source-Feature AMP steht wegen diverser ?Mängel in der Kritik. Dabei ist AMP mehr als eine User-Experience-Optimierung. Vor allem führt es zu einem Machtkampf.
von Svenja Tasch
Google behauptet sich als weltweiter Marktführer unter den Internet-Suchmaschinen. Mit einem Marktanteil von knapp 90 Prozent ist Google, laut einer Studie von SatCounter 2016, sowohl für den Nutzer als auch für Webseiten-Betreiber in puncto Suchmaschinenoptimierung das Maß aller Dinge.
Dass Google um seine Marktherrschaft weiß, ist unumstritten. Nicht umsonst laufen in der EU seit knapp sieben Jahren Ermittlungen wegen Machtmissbrauch gegen den Giganten. Ende Juni kam die EU-Wettbewerbsbehörde zu dem Schluss, dass Google seine Position mit der besseren Darstellung eigener Dienste in den Suchergebnissen begünstigte. Die Kommission verhängte ein Rekord-Bußgeld von 2,42 Milliarden Euro.
Ungeachtet dessen blicken viele, allen voran Marketer und Agenturen, weiterhin in Richtung Mountain View. Der Grund: das neue Feature "Accelerated Mobile Pages", kurz AMP. Das Mobile-Friendly-Programm ist bereits seit vergangenem Jahr auf dem deutschen Markt erhältlich, schlug allerdings erst 2017 Wellen in der Fachbranche. Grund hierfür ist Kritik an der Datenverarbeitung, Transparenz und den Hintergründen zur Markteinführung von AMP. Es stellt sich die Frage, ob das Feature nur entwickelt wurde, um Googles Marktführung zu sichern. Wir wollten das Thema daher näher beleuchten und haben eine Expertin befragt. Christina Neuhofer von der SEO-Agentur Quisma klärt über die Vor- und Nachteile der AMPs auf.
Doch was ist AMP, wie funktioniert es, und was weiß man bisher darüber? Ein Faktencheck: Gefühlt wird das Surfen im Internet immer langsamer. Tatsächlich ist der Zugewinn an Surf-Geschwindigkeit kleiner als das Wachstum der Bandbreite, da Webseiten immer komplexer werden. Außerdem erfolgen bereits mehr als 50 Prozent der Gesamtzugriffe auf eine Website über mobile Endgeräte. Zusammengenommen bedeutet das, dass die Website-Betreiber & Publisher Antworten auf das geänderte Nutzungsverhalten finden müssen. Seit eineinhalb Jahren versucht deshalb auch Google schon, das mobile Datenerlebnis zu verbessern. Das Open-Source-Projekt AMP soll die User-Experience verbessern, indem es dafür sorgt, dass Web-Inhalte auf mobilen Endgeräten schneller laden als bisher. Dies ist vor allem für Publisher wichtig, da im News-Geschäft Schnelligkeit besonders zählt. Für die schnelle Ladezeit müssen sie ihre Website allerdings erst einmal auf AMP umstellen. Ist die Umstellung vollzogen, soll der Turbo-Boost den Publishern dabei helfen, sich weniger um die technischen Hintergründe kümmern zu müssen und sich vermehrt auf die Produktion von qualitativ hochwertigen Inhalten fokussieren zu können, heißt es in einer Pressemitteilung von Google.
Dies wäre ein Zugewinn für die SEO-Branche, wären da nicht die vielen kleinen Häkchen, die dem Konzept entgegenwirken. Tatsächlich erreicht AMP einen Großteil seiner Performance-Vorteile dadurch, dass das Programm nur beschränkt HTML-Befehle zulässt. Darüber hinaus ist nur ein speziell auf Google angepasstes Javascript erlaubt. Zusätzlich stellt Google seine Cloud für Caching-Zwecke zur Verfügung. Das bedeutet zunächst, dass der Content ortsnah zum User ausgeliefert wird. Der Haken daran ist aber, dass die Inhalte der Website über den Google-Server ausgeliefert werden und somit keine Analysen über das User-Verhalten erlauben. Die Vermutung liegt nahe, dass Google primär das Ziel verfolgt, seine Position sichern oder gar ausbauen zu wollen.
Das bestätigt auch die verbreitete Annahme, dass Google die AMPs lediglich entwickelte, um den "Instant Articles" von Facebook etwas entgegenzusetzen. Bedenkt man, dass Facebook mit Instant Articles die Leser mit seinem Programm vollständig im Facebook-Kosmos hält, ist es nachvollziehbar, dass sich Google um seine Marktbedeutung sorgt. So ergibt es auch Sinn, dass die AMP-Technologie alles andere als ausgereift scheint. Eine simple und vor allem schnelle Lösung sollte womöglich schlicht einer eben so simplen Lösung Paroli bieten.
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